Handling der Reptilien in der Kleintierpraxis
Neben Katzen, Hunden und den kleinen Heimtieren (insbesondere Kaninchen und Meerschweinchen) erfreuen sich Reptilien zunehmender Beliebtheit bei den Tierbesitzern. Oft ist es das fossilartige Aussehen der Tiere, die den Besitzer besonders faszinieren.Reptilien in der Tierarztpraxis sind sehr interessante und spannende Patienten. Diese Tiere sind einfach anders als Hunde, Katzen und Kaninchen – und dies macht die Arbeit mit dieser Spezies so erlebnisreich.
Was muss ein Tierbesitzer beachten, wenn sein Tier zum Tierarzt muss?
Einem Reptilienbesitzer empfiehlt man für den Transport einen wärmeisolierten und vor allem ausbruchssicheren Transportbehälter. So manche Schlange oder mancher Leguan ist auch schon mal entwischt. Oft werden Schlangen in Transportsäckchen transportiert. Als Wärmequellen für den Transport können Wärmeflaschen oder mit warmem Wasser gefüllte Handschuhe dienen.Wichtig ist, dass diese Wärmequellen nicht höher als 37 ° C Temperatur haben. Glasterrarien als Transportbehälter haben sich nicht bewährt, hier besteht Verletzungsgefahr.
Oft werden Schaumpolysterolkisten verwendet. Diese scheinen auf Grund der isolierenden Eigenschaften des Materials gut geeignet zu sein.
Der Reptilienbesitzer in der Praxis
Der Reptilienbehälter wird nicht auf dem Fußboden sondern auf einen Beistelltisch abgestellt.Eventuell müssen Wärmequellen erneuert werden.
Es ist darauf zu achten, dass diese Tierspezies nicht lange warten müssen.
Hier ist eine Terminsprechstunde besonders vorteilhaft. Oft werden Schaumpolysterolkisten verwendet. Diese scheinen auf Grund der isolierenden Eigenschaften des Materials gut geeignet zu sein.
Fangen, Herausnehmen und Halten der Reptilien
Beim Handling der Reptilien kann auf die Mitarbeit der Besitzer nicht verzichtet werden. Oft sind die Tierbesitzer sehr geübt im Umgang mit ihren Reptilien. Besonders die kleinen Reptilein wie z.B. Geckos und Chamäleons können nach einer augenscheinlichen „Starre“ sehr flink reagieren. Sie können auch aus der Hand der TFA schnell entweichen. Weiterhin besteht die Gefahr des Abwerfens von Köperteilen (z.B. Haut oder Schwanz). Dies hinterlässt zumindest eine nicht besonders angenehme Erinnerung für den Tierbesitzer. Das Tier sollte hinter dem Kopf, aber niemals am Schwanz ergriffen werden.Beim Herausnehmen von Leguanen, Agamen und kleineren Waranen werden ein oder zwei Handtücher zusätzlich genutzt. Dabei wird der Kopf abgedeckt und gleichzeitig fixiert. Die Fixation hinter dem Kopf ist besonders wichtig. Niemals sollte das Tier am Schwanz ergriffen werden. Das zweite Handtuch dient zum Fixieren des Schwanzes (Schutz vor Ausschlagen). Bei größeren Echsen z.B. Grüner Leguan empfiehlt es sich, mit einer Hand über das Becken zu greifen und dabei die Schenkel sanft nach hinten zu fixieren, um Kratzer von scharfen Nägeln zu vermeiden.
Das Herausnehmen einer Landschildkröte ist unproblematisch. Hier muss besonders darauf geachtet werden, dass ein „fast“ leblose Schildkröte plötzlich auf dem Untersuchungstisch losläuft und damit die Gefahr des Herunterfallens vom Tisch besteht. Wasserschildkröten schnappen gern zu und können Bissverletzungen hervorrufen. Deshalb muss mehr im Bereich der hinteren Drittels des Körpers die Schildkröte fixiert werden, sonst besteht Verletzungsgefahr.
Schlangen werden in der Regel vom Besitzer aus dem Transportbehälter herausgenommen. Hier wird mit Ruhe und Besonnenheit vorgegangen. Ein plötzliches Erschrecken führt zum Zubeißen der Tiere. Eine nicht zu große Schlange wird in der Regel mit einer Hand hinter dem Kopf ergriffen, während die andere Hand den Körper fixiert. Bei größeren Schlangen hält der Besitzer den Kopf des Tieres mit beiden Händen. Beim Umgang mit größeren Würgeschlangen ist Vorsicht geboten. Hier sollte man nie allein mit dem Tier umgehen. Beim Handling mit großen Schlangen benötigt man pro Meter Schlange eine Halteperson.
Über den Umgang mit Giftschlangen soll hier nicht eingegangen werden. Es soll aber erwähnt werden, dass die Vorsichts- und Vorsorgemaßnahmen unter Aufsicht des Tierarztes besonders ernst genommen werden müssen.

Fixation einer Rotwangenschmuckschildkröte mit Panzerfraktur

Fixierung einer Siedleragame
Umgang beim Röntgen der Reptilien
Das Röntgen von Reptilien ist vielmals leichter als vorher angenommen. Oft bleiben die Tiere (z.B. Landschildkröten, Leguane u.a.) einfach auf der Röntgenkassette liegen. So lässt sich eine dorso-ventrale Aufnahme sehr leicht anfertigen. Ein Hindernis z.B. ein Pappkarton vor die Nase der Schildkröte gesetzt, verhindert einen Fluchtversuch. Das Seitenzeichen darf nicht vergessen werden.Oft kann auch z.B. ein bodenloser Schuhkarton zur eventuellen Fluchtverhinderung eines Reptils genutzt werden. Eine Schlange kann man ebenfalls in eine bodenlose Schüssel (Ring) legen. Das Abdecken des Kopfes ist wieder sehr vorteilhaft. Die notwendige cranio-caudale Aufnahme bei Schildkröten zur Darstellung der Lungenfelder ist ebenfalls leicht möglich. Kleine Schildkröten werden mittels gepolsterter Zungenfasszange vorsichtig gehalten (ohne zu quetschen). Größere Schildkröten klebt man mittels Heftpflaster senkrecht an einen 5 l -Wasserkanister. Auch hier muss die Tiermedizinische Fachangestellte zum Auslösen nicht direkt im Röntgenraum bleiben.
Kleine flinke Tiere wie Geckos bleiben oft in einer starren Haltung z.B.: in einem Pappkarton liegen. Dies kann man oft für die sehr kurze Aufnahmezeit nutzen.
Eine Inhalationsnarkose wäre natürlich auch hier das Mittel der Wahl. Größere Reptilien z.B. Krokodile bleiben oft mit zugebundenem Maul bewegungslos auf dem Tisch liegen oder sollten bei notwendigen Manipulationen vor der Röntgenaufnahme narkotisiert werden. Bei den Röntgenaufnahmen, die die Anwesenheit von Hilfskräften erfordert, sind neben dem Tragen der Strahlenschutzkleidung der größtmögliche Abstand zum Röntgengerät und das maximale Einblenden des Röntgenfeldes aus strahlenschutztechnischer Sicht auch in diesem Fall von besonderer Bedeutung.

„Fluchthindernis“ für eine Schildkröte beim Röntgen

Hilfsmaßnahme für eine cranio-caudale Aufnahme einer Schildkröte
Blutentnahme
Die Blutentnahme bei Reptilien ist bei bestimmten Arten möglich. Dies geschieht z.B. bei größeren Schlangen aus der Mundvene, bei Echsen aus der ventralen Schwanzvene (Vena coccygealis ventralis) caudal der Kloake und bei Schildkröten aus der Schwanzvene (Vena coocygealis superior) dorsolateral der Schwanzwirbel und eventuell durch Herzpunktion.Diese diagnostischen Maßnahmen werden in der Regel nur in spezialisierten Praxen vorgenommen.
Eingabe von Medikamenten oder Zwangsfütterung mit der Sonde bei den Reptilien
Schlangen und Schildkröten kann man recht gut mittels Sonde Medikamente oder flüssiges Futter eingeben. Dazu verwendet man Ernährungssonden oder Harnkatheter unterschiedlicher Größe. Zuerst muss die notwendige Länge bis zum Magen äußerlich vermessen und auf dem Katheter mit Pflaster oder einen Stift markiert werden.Bei den Schildkröten bereitet die Fixation des Kopfes einige Schwierigkeiten, mit etwas Geduld ist aber auch hier zumindest bei größeren Tieren ein Halten des Kopfes und Öffnen des Schnabels möglich. Zum Öffnen des Maules benutzt man eine dünne runde Mosquitoklemme oder entsprechende Hilfsinstrumente. Diese werden im geschlossenen Zustand seitlich in das Maul hineingeschoben. Dann wird die Klemme geöffnet und die angefeuchtete (oder mit Paraffinöl versehene) Sonde bis zur Markierung von einer zweiten Hilfsperson geschoben.
Nun kann die Flüssigkeit appliziert werden. Nach Entfernung der Sonde kann auch der „Maulspreizer“ entfernt werden.
Narkose der Reptilien sowie Narkosenachsorge
Bei vielen chirurgischen Maßnahmen bei den Reptilien ist eine Narkose unbedingt notwendig.Bei Reptilien sind in der Regel Injektions- und Inhalationsnarkosen möglich. Hierbei ist besonders die sehr lange Nachschlafphase bei Ketaminnarkosen (bis zu 2 Tagen) zu beachten. Weitere Nebenwirkungen bei Injektionsnarkosen mit Ketamin® sind möglich, deshalb wird sehr oft zusätzlich Diazepam® verwendet. Da Reptilien nur eine sehr niedrige Atemfrequenz und auch Atempausen haben können, gestaltet sich die Einschlafphase bei einer reinen Inhalationsnarkose oft sehr schwierig. Deshalb hat sich eine Kombination beider Narkosearten besonders bei größeren Reptilien (z.B. große Pythons) bewährt. Während der Einschlafphase ist auf die bereits beschriebenen Fixationsmaßnahmen (einschließlich der Sicherheitsmaßnahmen) zu achten.
Das Tier muss während der gesamten Operationsphase überwacht werden. Hierbei werden die Reflexe (z.B. Bauchstreichreflex, Kopfanhebereflex) als ein wichtiges Zeichen der Narkosetiefe sowie die Atem- und Herzfrequenz (falls möglich) überprüft.
Die Atmung ist bei den Echsen relativ gut sichtbar, wobei berücksichtigt werden muss, dass diese während der Narkose stark unterdrückt ist. Oft kann auch die Atmung einige Minuten aussetzen. Den Herzschlag der Schlange kann man während der Narkose sehr gut mittels Adspektion oder Palpation im ventralen Bereich des ersten Drittels der Schlange kontrollieren.
Während der Aufwachphase sollten die Tiere warm gelagert werden. Kleinere Reptilien sollten in der Wärmebox mit Einstellungsmöglichkeit der optimalen Temperatur und Luftfeuchtigkeit, größere Reptilien in warmen Transportbehältern aus Kunststoff oder Styropor aufbewahrt werden. Als Wärmequellen können z.B. mit warmem Wasser gefüllte Handschuhe oder Wärmeflaschen dienen. Die Tiere sollten in der Aufwachphase unter Beobachtung bleiben.

Beseitigung einer Legenot bei einer Tigerphyton

durch Kaiserschnitt

Vorbereitung Kaiserschnitt

entwickeltes Ei nach Kaiserschnitt

Enterotomie bei einer Tigerpython , Entfernung eines Fremdkörpers (Teppichteil)

Größenvergleich Fremdkörper (Teppichteil) und Tigerpython