Nicht selten- Hautprobleme in der Sprechstunde
Auf dem Behandlungstisch sitzt ein 4 jähriger Foxterrier Rüde namens „Chicco“. Seine Besitzer kamen in die Sprechstunde, weil sich der Hund seit ca. 8 Wochen unaufhörlich kratzt und die bisherige Behandlung keine bzw. nur eine kurzfristige Besserung gebracht hatte. Hautkrankheiten haben auch bei Tieren, ebenso wie bei Menschen, in den letzten Jahren zahlenmäßig erheblich zugenommen. Und genauso wie wir Menschen haben Tiere oft einen starken Leidensdruck, wenn sie sich ständig kratzen oder manchmal auch blutig beißen.Bevor Frau Dr. Kreusel (unsere Hautspezialistin) mit der Untersuchung des Hundes beginnt ist es notwendig und wichtig, mit dem Besitzer gemeinsam verschiedene Fragen zu klären, wie z.B.: gibt es andere Tiere in der Familie, kratzen diese sich auch oder leiden Familienmitglieder unter Juckreiz; bekommt das Tier regelmäßig Floh- und Zeckenprophylaxe; was frisst das Tier oder hat es Verdauungsprobleme, war die Familie mit dem Hund im Ausland usw.
Erst dann wird der Hund untersucht. Zunächst der ganze Körper und erst dann wird das eigentliche Hautproblem in Augenschein genommen. Um das ganze Ausmaß zu beurteilen und zur Gewinnung von Untersuchungsmaterial ist es oft notwendig, Hautareale zu scheren (s. Foto) So auch bei dem heutigen Patienten.
Wenn man in der Dermatologie erfolgreich arbeiten will, sollte man nicht die Symptome, sondern die Ursache einer Hautkrankheit behandeln. Diese zu identifizieren ist nicht immer leicht und man muss sich bei jedem Patienten auf „Spurensuche“ begeben. Dazu gehören mikroskopische Untersuchungen von Haut und Haaren, gegebenenfalls von Gewebeproben oder auch Blutanalysen.
Bei „Chicco“ ist Frau Dr. Kreusel durch die Untersuchung eines Hautgeschabsels schnell fündig geworden. Unter dem Mikroskop sieht man Grabmilben, die sich bewegen. Das sind kleine Spinnentiere, die sich- wie der Name sagt- in die obere Hautschicht eingraben und dort vermehren. Die auch unter dem Begriff „Räude“ bekannte Krankheit ist von Tier zu Tier übertragbar und auch für Menschen ansteckend. „Chicco“ hatte sich vermutlich an Stellen im Gras infiziert, in denen zuvor Füchse, die oft stark vermilbt sind, lagen.
Die Behandlung der Räude von „Chicco“ ist eigentlich unproblematisch und in der Regel immer erfolgreich. Er bekommt heute und noch zweimal ein Milbenmittel auf die Haut und seine Besitzer müssen die Umgebung des Hundes mit einem Spray behandeln. So „leicht“ wie in diesem Fall kann man leider nicht jedem Hautpatienten helfen. Oft sind viel umfangreichere und damit kostenintensivere Untersuchungen notwendig. Und immer öfter gibt es Patienten, deren Hautkrankheit man nicht heilen kann, wie es z. B. bei bestimmten Allergien der Fall ist. Doch auch bei solchen Tieren gibt es Möglichkeiten, das Leiden zu lindern.
Nur: Wunderpillen oder – spritzen gibt es nicht!!


